Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Alma Mater

Neue Wege von und nach Indien

4,3 Millionen Euro Fördermittel - Auftakt in Heidelberg

 

"Indien" ist für viele Menschen in Deutschland immer noch vor allem ein Sehnsuchtswort - und steht für exotische Fremdheit. Häufige Assoziationen sind: Elefanten, Armut, und seit Neuestem auch: bunte Kinofilme. Als Wirtschaftsgroßmacht taucht das Land bisher kaum in den Köpfen der Menschen auf. Doch mit Wachstumsraten von sieben bis neun Prozent wird Indien zum gleichwertigen Partner - ähnliches gilt auch für die Wissenschaft.

Zusammen mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung initiierte der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) ein Programm, das den wechselseitigen Austausch zwischen Deutschland und Indien in den Bereichen Bildung, Berufserfahrung und Forschung fördern soll. Das Bundesforschungsministerium wird zu diesem Zweck über den DAAD zusätzlich 4,3 Millionen Euro investieren. Die ersten Schüler- und Studierenden-Programme werden ab 2009 in Indien und Deutschland mit diesen Mitteln gefördert.

 

Der Startschuss für das bundesweite Projekt fiel an der Universität Heidelberg, die durch ihr Südasien-Institut, ein interdisziplinäres Zentrum für Forschung und Lehre zu Themen des indischen Raums, zu einer der führenden Bildungsinstitutionen dieses Forschungsbereichs in Europa zählt. An einem "Indientag" Anfang Juni wurde die Initiative der Öffentlichkeit vorgestellt. Als Ehrengäste waren DAAD-Präsident Stefan Hormuth sowie Vertreter aus Politik und Wirtschaft zugegen. Außerdem nahmen 70 der indischen DAAD-Stipendiaten, die derzeit in Deutschland studieren, die Einladung nach Heidelberg an. Auf dem Programm stand ein ganzer Tag voller Angebote rund ums Thema Indien: Geboten wurden Vorträge, Workshops und Informationsstände, aber auch eine Aufführung mit klassischem indischen Tanz sowie Delikatessen vom Subkontinent.

Wie auf der Veranstaltung in Heidelberg geht es auch bei der gesamten DAAD-Initiative um mehr als nur um Tipps, wie man an Stipendien gelangt. Unter der Web-Adresse www.a-taste-of-india.de findet man neben solchen Auskünften auch einen kleinen Landesführer und ein Fragespiel zum Subkontinent. Damit soll die Neugier für das Land geweckt werden - auch bei Schülern. Manfred Hake, Geschäftsführer am SAI, glaubt, dass es gut für die Indienstudien ist, wenn sich Menschen möglichst früh mit der Möglichkeit eines Indienaufenthalts auseinandersetzen. "Denn wer als Schüler oder Schulabgänger dort ein Praktikum macht, entscheidet sich später viel wahrscheinlicher für ein Studium zum Bereich Indien", meint Hake.

Entwickelt habe sich, so Hake, neben der indischen Wirtschaft auch der Wissenschaftsbetrieb: "Die Wissenschaftler sind in Indien heute nicht mehr so abhängig von der Bürokratie, wie es vor der wirtschaftlichen Liberalisierung Anfang der neunziger Jahre der Fall war". Daraus ergeben sich nicht nur bessere Arbeitsmöglichkeiten für ausländische Forscher. Auch die Voraussetzungen eines Studienaustausches seien nun günstiger, beispielsweise durch die Übernahme von Credit-Point-Systemen, die die Anerkennung von Studienleistungen in den Heimatländern erleichtern.

 

Schon jetzt besuchen jedes Jahr bis zu zwei Studierende aus Heidelberg die Delhi University - im Austausch mit zwei indischen Kommilitonen, die am Ferienkurs der Universität teilnehmen. Die Gebühren für die Studienaufenthalte erlassen die Universitäten jeweils. Auf der Forschungsebene besteht seit Jahren reger Austausch mit wichtigen indischen Universitäten wie der JNU in Delhi. "Durch einen neuen Maßnahmenkatalog soll das auf eine breitere Basis gestellt werden", meint Manfred Hake. Er fügt hinzu: "Und ich hoffe, auch auf eine breitere finanzielle." Dabei geht es ihm um Stipendien, aber auch um Zuschüsse für Lebenshaltungskosten. Denn auch Preise für Wohnraum, Lebensmittel, Kommunikation und Mobilität sind in Indien, vor allem in den Metropolen, gestiegen. Dass es nicht schon vor Jahren eine solche Initiative wie "A new passage to India" gegeben habe, sei laut Manfred Hake bedauerlich - immerhin ist Indien schon seit Jahren eine bedeutende Wirtschaftsmacht. Doch der SAI-Geschäftsführer fügt hinzu: "Es ist spät, aber noch nicht zu spät. Wir stehen am Anfang einer Entwicklung, die wir mit Maßnahmen wie dem Indientag begleiten werden."

 

Gabriel A. Neumann

 

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Stand: 10. Juli 2008
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