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   ALUMNI REVUE - DEZEMBER 1997
       

    
    
 

Alma Mater


"Das geht schnell in Fleisch und Blut über"

Jürgen Siebke, neuer Rektor der Ruperto Carola

Ja, es habe schon weh getan, gibt Jürgen Siebke zu. Da war der passionierte Wanderer im Libanon und konnte nicht seinem Hobby nachgehen. Kurz, zu kurz waren die 37 Stunden, die seine Stippvisite in Beirut dauerte. Seine Füße berührten weniger die ausländische Erde, um auf ihr freudvoll zu wandern, als den Boden seines Autos, in dem er viele Gespräche führte. "Ich muß lernen, das Wesentliche vom Unwichtigen zu trennen, und wenn sich dann die Routine einstellt, dann werde ich vielleicht auch wieder Zeit zum Wandern haben." Und wenn er Wandern sagt, dann meint er keinen hurtigen Spaziergang, sondern tagelanges Laufen im polnisch-ukrainischen Grenzgebiet etwa, in Lettland oder in den Pyrenäen.

Schnell eingewöhnt

Der Ökonom Professor Jürgen Siebke ist seit Oktober Rektor der Universität. Er nimmt's gelassen: "Wieso sollte ich mir selber sagen, 'Jetzt bin ich der Rektor'? Wenn man eine Aufgabe übernommen hat, dann erfüllt man sie." Er hat sich schon an das neue Amt gewöhnt: "Das geht einem sehr schnell in Fleisch und Blut über." Und er ist ein williger Repräsentant: "Wenn das Fotografiertwerden dazu beiträgt, das Ansehen der Universität zu fördern, mache ich das nicht widerwillig, sondern gerne." An das Ende seiner Amtszeit hat der 61jährige aber auch schon gedacht. In vier Jahren will er zurück in Forschung und Lehre. "Ich kann zurückgehen", berichtigt Siebke, "und nach dem jetzigen Stand der Dinge werde ich das auch tun".

Großes Interesse an den Alumni

Bis es soweit ist, hat er einen vollen Zeitplan zu absolvieren, der ihn zum Beispiel übers Wochenende nach Beirut fliegen läßt. Dort nahm Siebke Mitte November am Regionaltreffen ehemaliger Studierender aus dem Nahen Osten teil (siehe "Alumni in aller Welt"). Das Interesse am Kontakt zu den Ehemaligen aus dem Ausland hatte Siebke bereits im Sommer 1996 zur Gründungsparty von "Heidelberg Alumni International" in die Stadthalle gelockt. "Wir Deutschen haben immer noch nicht realisiert, daß es eine starke Bindung gerade der ausländischen Alumni an ihre Gastuniversität gibt." Nach Beirut waren eine Menge Leute gekommen, rund fünfzig "Menschen von Bedeutung": Führungskräfte, Ärzte und Ingenieure, die alle gerne den Kontakt zur Ruperto Carola halten oder intensivieren wollen. Die Ärzte etwa hätten um die Möglichkeit zur Weiterbildung gebeten. "Wir werden überlegen, ob wir dafür nicht einmal ein spezielles Paket schnüren werden." Aber langsam! Siebke ist kein Mensch der schnellen Beschlüsse, "Schritt für Schritt" müssen die Bindungen vertieft werden, und wenn ein Schritt mal scheitere, sei noch lange nicht das ganze Projekt gestorben. Bei allem Realismus weiß der neue Rektor ganz genau um die Bedeutung der Alumni: Sie schicken ihre Kinder nach Heidelberg, damit diese hier studieren, sie werben für Heidelberg, sie spenden. Und sie kennen die deutsche Sprache und Kultur. "Das ist zwar ein immaterieller Wert, aber um dessen Wiederbelebung geht es uns doch bitteschön genauso, wenn nicht sogar primär."

Hochschulpolitik: Lehre stärken

Jürgen Siebke wirkt besonnen. In den turbulenten Zeiten mit all ihren Strukturdebatten will er die Wogen glätten und seine persönliche Stärke ausspielen: "Ich bin in der Lage, dort wo Konflikte auftreten, ausgleichend wirken zu können, ohne daß über einen Kompromiß die Sache leidet." Zugute kommt ihm dabei seine langjährige hochschulpolitische Erfahrung. Er war Mitglied in vielen Selbstverwaltungsgremien und im Wissenschaftsrat. Daß er aber nicht der große Harmonisierer ist, erkennt jeder sofort, der Siebkes klare Zustimmung zu Studiengebühren kennt. Während seiner offiziellen Amtseinführung demonstrierten einige Studierende dagegen. Doch Siebke will die Studenten nicht übergehen. Ganz und gar nicht. Er entschied sich dafür, den Bereich der Lehre zu betreuen und damit nach außen zu signalisieren, daß das Rektorat die Lehre deichberechtigt neben der Forschung sieht. "Wir nässen trotz beschränkter Ressourcen dazu kommen, Tutorengruppen zu haben, die nicht zu groß sind, damit ein Gespräch mit dem einzelnen Stuienten wirklich möglich ist.

Studierende als Kunden

gebe leider zu viele, die aus Verlegenheit studierten. Nur durch bessere Betreuung könnten diese entweder motiviert oder zum rechtzeitigen Fachwechsel oder Abbruch des Studiums bewegt werden. Eine seiner drei Töchter hat auch nicht studiert, was Siebke zu dem Satz veranlaßt: "Man muß nicht studiert haben, um etwas zu werden."

Helfen könne den Universitäten, und da ist Jürgen Siebke ganz Ökonom, der Gedanke der Kundenorientierung. Im Studienangebot müsse stärker auf die unterschiedlichen Neigungen, Motivationen und Begabungen der Studierenden eingegangen werden. Nur: Dazu bedarf es eines Anreizsystems. Da sind sie schon wieder, die "Studiengebühren". Ein Wort, das sicherlich seine Amtszeit prägen wird.

Sonja Striegl

 


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Heidelberg, den 14. Juli 2003