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   ALUMNI REVUE - APRIL 2002
       

    
    
 

Alumni Spotlight


Mit der Alma Mater verbunden

Prof. Dr. Nahed El Dib, Kairo-Universität, Ägypten

Als der junge Ägypter nach der Promotion im Fach Pharmazie von Berlin in seine Heimatstadt Kairo zurückkehrte, entschloss er sich: Wenn er Kinder bekommt, werde er sie auf eine deutsche Schule schicken. Und so kamen meine beiden jüngeren Schwestern und ich auf die Deutsche Schule der Borromäerinnen. Diese ist eine Nonnenschule für ägyptische Mädchen. Fern von jeder Art Missionierung lernten wir, die moslemische Mädchen sind, die Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch und natürlich unsere Muttersprache Arabisch bis zum Abitur. Rückblickend kann ich feststellen, dass unsere Schulbildung eine sehr ergiebige Kombination aus deutschem Bildungssystem und orientalisch-ägyptischer Erziehung war, die man heute als Begegnung der Kulturen bezeichnen würde. Ich entschied mich für das Studium der Germanistik an der 1965 gegründeten Abteilung der Kairo-Universität.

Nach vierjährigem Studium erlangte ich mein B.A. mit dem Prädikat "sehr gut" und wurde zur wissenschaftlichen Assistentin ernannt; in Ägypten ist die akademische Laufbahn vom Assistenten bis zum Professor an derselben Universität möglich. Die Magisterarbeit, die sich mit den Übersetzungen von Bertolt Brechts Stücken ins Arabische befasste, erlangte das Prädikat "mit Auszeichnung". Weil damals die Promotion auf dem Gebiet der Germanistik in Ägypten noch nicht möglich war, boten sowohl der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) wie auch das ägyptische Hochschulministerium den Wissenschaftlern, die fast ausschließlich Frauen waren, Stipendien an. Ich entschied mich für ein fünfjähriges Stipendium vom ägyptischen Hochschulministerium und kam durch reinen Zufall nach Heidelberg. Während eines kurzen Besuches von Prof. Dr. Eberhard Lämmert in Kairo lernte ich ihn im Büro des Dekans kennen. Er erklärte sich bereit, meine Doktorarbeit in Heidelberg zu betreuen. Vier Jahre studierte ich deutsche Literatur, Linguistik und Arabistik/Islamwissenschaft an der Ruprecht-Karls-Universität.

Die erste Zeit im Ausland alleine zu verbringen, war für mich sehr schwer, da ich meinen Mann und meine beiden Kinder (damals dreieinhalb und eineinhalb Jahre alt) zum ersten Mal verlassen musste. Viele Deutsche und Ägypter halten es für undenkbar, dass eine ägyptische Frau so einen Schritt, und zwar schon in den siebziger Jahren, wagen konnte.

Damals erlebte ich die Stadt Heidelberg anders, als sie heute aussieht: Beispielsweise fuhr die Straßenbahn der Linie 2 die Hauptstrasse entlang bis zum Karlstor, das heutige Neuenheimer Feld war noch in der Planungsphase, der Uniplatz sah ganz anders aus als heute. Im jetzigen Uni-Verwaltungsgebäude, das nur "CA" genannt wurde, wohnten Studenten. Und wer weiß heute noch, wo der Kakaobunker, die alte Studentencaféteria, war?

Als zwei Jahre später meine Familie nachkam, da mein Mann als Kriminaltechnologe ein Fortbildungsstipendium beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden erhielt, begann ich Heidelberg mit anderen Augen zu sehen. Kinderparadies, Königsstuhl, Zoo, Schwetzinger Schloss und vieles mehr waren für die Kinder gern besuchte Orte. Der erste Schultag meiner Tochter in der Theodor-Heuss-Schule in Eppelheim ist unvergesslich - wir denken heute noch gerne daran.

Die Dissertationsarbeit, an der ich gut vier Jahre saß, trägt den Titel "Die Wirkungen des Stückeschreibers Bertolt Brecht in Ägypten." Nach der Promotionsprüfung, die ich allerdings in Berlin ablegen musste, da Prof. Lämmert damals zum Präsident der Freien Universität ernannt wurde, kehrte ich nach Kairo zurück, wo ich die Stelle eines Lektors übernommen habe.

Professorin für Germanistik wurde ich 1994. Als ich ein Angebot für die Stelle des Leiters der arabischen Abteilung an der Deutschen Evangelischen Oberschule (DEO) in Kairo erhielt, sagte ich mir, dass diese Stelle für mich eine Chance sein könne, Kulturbegegnung zu erleben, ja sogar vorzuleben. Dort lernte ich tatsächlich einen neuen Bereich kennen, nämlich die administrative Arbeit als Vertreterin der Schule vor den ägyptischen Behörden und dem Kultusministerium. Die Arbeit, die jeden Tag Neues bringt, riss mich mit. Krönung dieser Zeit bildete das Mitgestalten und Erleben des 125-jährigen Bestehens der DEO wie auch der Besuch des deutschen Bundespräsidenten Johannes Rau. Während dieser Jahre, in denen ich mich von der Universität beurlauben lasse, betreue und begutachte ich wissenschaftliche Arbeiten und arbeite im Sommer dank eines DAAD-Stipendiums an wissenschaftlichen Beiträgen. Mit vielen Absolventen der Universität Heidelberg feierte ich das 600-jährige Jubiläum und nahm am Alumni-Regionaltreffen in Beirut 1997 teil.

Seitdem ich Heidelberg im Jahre 1979 verlassen habe, halten meine Familie und ich die Stadt für unsere zweite Heimat und haben sie mehrere Male besucht. Bei jedem Besuch merken wir aus Verbundenheit zu dem Ort sofort, was sich verändert hat.

 


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Heidelberg, den 12. Februar 2003