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   ALUMNI REVUE - DEZEMBER 1998
       

    
    
 

Alumni Spotlight


Angelos Chaniotis (Griechenland)

Rückkehr eines lebendigen Geistes

Es war kein Zufall, daß Angelns Chaniotis 1982 zum Studium nach Heidelberg kam. Schließlich erhielt er als junger Archäologiestudent in Athen von Jannis Sakellarakis, dem Direktor des Archäologischen Museums und Heidelberger Alumnus, den scherzhaften Rat: "Wenn Du in Heidelberg studierst, wirst du einmal griechischer Staatspräsident." Der quirlige Hellene folgte dem väterlichen Rat, entschied sich nach dem Studium jedoch gegen die Politik und für die Wissenschaft-zum Glück für die Ruperto Carola, die den 39jährigen in diesem Sommersemester als neuen Ordinarius für Alte Geschichte begrüßen konnte.

Dabei war sein erster Eindruck von Heidelberg keineswegs positiv: "Es war ein regnerischer Herbsttag, und ich fand die Stadt furchtbar." Mit einem Archäologiediplom aus Athen im Gepäck kam der damals knapp 23jährige am Bahnhof an.

Er studierte bei den Althistorikern Fritz Gschnitzer und Geza Alföldy sowie dem Archäologen Tonio Hölscher und schrieb seine Dissertation. Der junge Promovend lernte auch die verschiedenen Heidelberger Stadtteile kennen - auf Wohnungssuche. "Zuerst wohnte ich in einer kleinen Pension direkt an der Heiliggeistkirche, später auf dem Boxberg." Die ideale Unterkunft fand er dann bei Johanna Milojcic, der Witwe des Ur- und Frühgeschichtlers. Sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Studierende und Wissenschaftler aus aller Herren Länder in ihrem Haus aufzunehmen. "Bei Frau Milojcic konnte ich bis zu meiner Promotion umsonst wohnen", erinnert sich Angelns Chaniotis dankbar.

Mit 25 Jahren promovierte er bei Fritz Gschnitzer über "Historie und Historiker in den griechischen Inschriften". Das Griechenland der Gegenwart indes zwang den frischgebackenen Doktor zur Heimreise: 22 Monate Militärdienst waren abzuleisten. "Seitdem kann ich Kartoffeln perfekt in Pommes Frites verwandeln", scherzt der Alumnus.

Kurz nach dem Ende seiner Dienstzeit kehrte Angelos Chaniotis 1986 als Assistent bei Fritz Gschnitzer an den Neckar zurück, publizierte fleißig Aufsätze und begann mit der Habilitation, die er 1992 abschloß. Zwei Jahre später folgte er einem Ruf der New York University. "In New York habe ich gelernt, wie wichtig das Unterrichten ist." Eine eigens für diesen Zweck eingerichtete Kommission gab den Dozenten wertvolle Tips.

"Einiges davon habe ich übernommen und wende es heute auch in Heidelberg an."

Nach vier Jahren USA zog es Angelns Chaniotis wieder zurück auf den Alten Kontinent. Die Ruperto Carola rief ihren eigenen Alumnus zurück, als Nachfolger seines Doktorvaters Fritz Gschnitzer. "In New York habe ich die Heidelberger Seminarbibliothek schmerzlich vermißt", bekennt er erleichtert. "Ich kenne keine bessere Bibliothek für meine Zwecke."

Angelos Chaniotis war und ist nicht nur auf seine Forschung fixiert. Schon in seiner Athener Studienzeit war er stellvertretender Fachschaftsvorsitzender seiner Fakultät gewesen. In Heidelberg kandidierte er im Jahr 1990 für den ersten Ausländerrat der Stadt Heidelberg und wurde prompt in das Gremium gewählt. Besuche in Asylbewerberheimen gehörten dabei ebenso zum Programm wie die Arbeit in verschiedenen Kommissionen. "Ich habe damals richtig viel Zeit und Energie investiert", resümiert er, "aber ich habe die Zeit im Ausländerrat auch sehr genossen."

Der Genuß ist wichtiger Bestandteil im Leben des Hobbykochs, der zugleich begeisterter Cineast und Anhänger von Städte-Puzzles ist. Doch der Genußmensch entpuppt sich auch als harter Arbeiter, der immer unterwegs zum nächsten Projekt ist. Zur Zeit beschäftigt er sich mit Ausgrabungen in der Türkei und Studien über das jüdische Leben in der Antike. Auffallend ist die hohe Produktivität des jungen Althistorikers: Zur Zeit umfaßt seine Liste 110 Publikationen, im nächsten Jahr will er das Dreifache seines Lebensalters erreichen. Doch die Bücher und Aufsätze sind es nicht allein: "Ich will Wissenschaft und vor allem die Alte Geschichte lebendig machen. Deshalb charakterisieren mich meine Vorträge mehr als meine Bücher." Der Ordinarius wählt auch durchaus publikumswirksame Themen aus und scheut sich angesichts der knappen Staatskassen nicht, ein Sponsoring anzusprechen: "Ich habe kein Problem, meinen Vortrag nach einem Sponsor zu benennen."

So bringt der Alumnus aus Athen auch ein bißchen Leben in die Diskussionen seiner Disziplin, die zu Unrecht als "verstaubt" bezeichnet wird.

Peter Saueressig

 


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Heidelberg, den 18. Juli 2003