Claudia Lima Marques (Brasilien)

Der schönste Platz - alle Jahre wieder

Sie ist wieder einmal in Heidelberg, in diesem Jahr sogar schon zum zweiten Mal: "Ich versuche jedes Jahr nach Heidelberg zu kommen, um an "meinem" Institut direkt am Universitätsplatz zu arbeiten und den Kontakt zu den Professoren und Mitarbeitern zu halten", erzählt die brasilianische Juristin Claudia Lima Marques. Ein Vortrag für die deutsch-lusitanische Juristenvereinigung führte die Professorin für internationales Privatrecht und Recht der internationalen Beziehungen au, Porto Alegre nach Baden-Baden, und da war der Weg nicht mehr weit.

Dabei markierte Heidelberg gar nicht die erste deutsche Station auf ihrem Berufsweg: Nach ihrem Jurastudium in Brasilien studierte sie von 1986 bis 1988 am Freiburger Max-Planck-Institut, am Europa-Institut in Saarbrücken und an der Universität Tübingen, wo sie auch ihren Magister legum machte. Doch für die wissenschaftliche Karriere zog es sie nach Heidelberg. Hilfreich dafür war nicht zuletzt die Partnerschaft der Universitäten Heidelberg und Porto Alegre. Und bald stand auch der richtige Doktorvater fest: Prof. Erik Jayme vom Institut für Ausländisches und Internationales Privatrecht. Im September 1994 traf die Brasilianerin mit einem Graduierten-Stipendium des DAAD und der brasilianischen Regierungsstiftung CAPES in Heidelberg ein. Im März 1996 beendete sie ihre Dissertation über "das Haager Adoptionsübereinkommen von 1993" und legte im Oktober das Rigorosum ab.

An der Universität von Porto Allegre leitet die 35-jährige heute unter anderem einen Aufbaustudiengang Internationales Recht für Richter, Staatsanwälte und Rechtsanwälte und betreut die Partnerschaft zur Universität Heidelberg an der Juristischen Fakultät: "Wir haben derzeit einen Gastdozenten bei uns", erzählt sie, "und wir sind sehr interessiert daran, auch Studierende aus Heidelberg aufnehmen."

In ihrer Heidelberger Zeit wohnte sie mit ihrem Mann, einem Pädagogen und Gerontologen, der auch als Professor an der Universität Porto Alegre arbeitet, im ökumenischen Studentenwohnheim unter dem Schloss, dem "Öki", wie sie es nennt. "Wir hatten das einzige verfügbare Zimmer für Ehepaare", erinnert sie sich. Im "Öki" lernten die beiden viele Studierende aus aller Welt kennen, zu denen sie heute noch Kontakt pflegen. Ihr Arbeitsplatz im Institut gefiel der Juristin recht gut. "Ich bekam einen Tisch im schönen Gutzwillersaal, mit Blick auf den Universitätsplatz." Mit den anderen Doktoranden schloss sie schnell Freundschaft, besonders mit ihrer japanischen Kollegin Yuko Nishitani, die heute als Professorin in Sendai arbeitet. "Nur mit dem touristenüberströmten, lauten Uniplatz hatte ich so meine Probleme", gesteht sie, "bis Ende November ein Wunder eintrat: der Weihnachtsmarkt!" Die vielen Lichter und die Stimmung begeisterten nicht nur Claudia Lima Marques. Nun war die Lautstärke nicht mehr so wichtig, wussten die Doktoranden aus Frankreich, Japan, Brasilien und Deutschland doch ganz genau, wo sie ihre Kaffee- und Mittagspausen verbringen würden. Das Internationale Kinofestival Mannheim-Heidelberg und das studentische Uni-Kino zogen die Brasilianerin ebenfalls magisch an, und sie gründete hier auch eine Kino-AG.

Als Partnerschaftsbeauftragte ihrer Universität kann sie heute jungen Brasilianern zu wissenschaftlichen und persönlichen Erfahrungen in Heidelberg verhelfen. Unlängst kam eine ihrer Studentinnen an den Neckar, um bei Erik Jayme ihren Magister zu machen - am Universitätsplatz, den Claudia Lima Marques "wie durch ein Wunder" zu schätzen gelernt hat. "Heute liebe ich den Universitätsplatz, es ist der schönste Platz Heidelbergs", fasst sie zusammen, "denn hier sind mein Institut, mein Fenster, meine Erinnerungen." Und vielleicht kehrt sie auch deshalb alle Jahre wieder hierher zurück ...

Peter Saueressig