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   ALUMNI REVUE - DEZEMBER 2005
       

    
    
 

Alumni Spotlight


Zwei Mal in Heidelberg zu Hause

Prof. Marek Szulakiewicz

Das erste, was wir an Marek Szulakiewicz kennen lernen, ist seine Bescheidenheit: Wir haben noch gar nicht angefangen, uns zu unterhalten, da entschuldigt er sich schon im Voraus für sein angeblich so schlechtes Deutsch. Und er sei müde, fügt er hinzu, sich in kurzer Zeit durch ganze Bücherstapel in der Bibliothek zu arbeiten, sei doch etwas anstrengend. Allerdings macht sich weder das eine noch das andere davon bemerkbar: Begeistert erzählt er von seinem Thema, beugt sich auf seinem Stuhl immer wieder etwas vor, um seine Wörter zu unterstreichen, seine Augen suchen die des Zuhörers.

„Heidelbergs genius loci ist ein besonderer Geist, der Geist der Philosophie.“ Marek Szulakiewicz muss es wissen: Seit 1998 besucht der Ordinarius der Universität Torun immer wieder die Heidelberger Universität, um hier seine Forschungen über politische Philosophie und Metaphysik voranzutreiben. Ein Band zum „Menschen im Dialog“ oder „Rationalismus als Wert“ gehört genauso zu seinen in Polen veröffentlichten Büchern wie ein Buch zur Philosophie in Heidelberg. Das neue Stipendium des polnischen Forschungsministeriums ermöglicht ihm und seiner Frau Jagoda im September 2005 einen dreiwöchigen Aufenthalt am Neckar. In dieser Zeit sammelt Professor Szulakiewicz Material für eine neue Arbeit über die „Gegenwart der Kultur im Zuge der Suche einer neuen Metaphysik“. Da ist jeder Tag kostbar, und so besucht Marek Szulakiewicz uns in den Räumen von Heidelberg Alumni International, denn die sind in der Nähe der Bibliothek, wo er sich meistens aufhalte.

Plötzlich sind wir bei aktuellen politischen Fragen: Das Zusammenwachsen Europas, die aktuelle politische Lage in Polen, die Selbstwahrnehmung der Menschen dort. „Viele Polen denken wie früher. Sie sind als homo sovieticus geprägt, leben aber in einem neuen Umfeld.“ Der vermeintliche Themenwechsel entpuppt sich als praktisches Beispiel für Professor Szulakiewicz’ Forschungsgebiet: Die Frage, wie der Mensch heute seine Welt erkennt und erklärt. „Statt klarer Trennlinien, wie es sie früher gab – gut und schlecht, weiß und schwarz, oben und unten, bedarf es heute des Engagements jedes Einzelnen, das Gute zu finden,“ meint Szulakiewicz. In einem Land wie Polen bedeute dies, dass sich erst wieder ein neues Bewusstsein entwickeln müsse.

Das Interesse für die Philosophie in Heidelberg hängt für Professor Szulakiewicz eng mit dem Geist des Ortes zusammen. Schon 1998, bei seinem ersten Besuch, habe er dies gelernt. Er trug mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) Material über die Philosophen Franz Rosenzweig und Martin Buber für seine Habilitation zusammen. Auch erlebte er Gadamer in einer Vorlesung, dieser betonte die zwei Seiten des Heidelberger genius loci: Aufklärung und Romantik, Verstand und Gefühl, Aktion und Stimmung.

„Wie Gadamer seine Hermeneutik im Zeichen des genius loci entwickelte, inspiriert der Dualismus der Stadt auch mich als Philosophen“, meint Szulakiewicz.

„Heidelberg besitzt eine besondere Ruhe“, erklärt Marek Szulakiewicz die besondere Wirkung der Stadt. „Die Welt scheint sich hier nicht so schnell zu bewegen, und so können wir von Heidelberg aus besser Veränderungen sehen.“ Genauso, wie sich die Dichter der Romantik von der allgegenwärtigen Stimmung inspirieren ließen, wirke Heidelbergs geistesgeschichtliche Tradition auf Philosophen.

Da sei seine Universitätsstadt Torun Heidelberg sehr ähnlich: Beides Kleinstädte, denen man ihre lange Geschichte ansieht, sei die Universität hier wie dort das Zentrum des städtischen Lebens, und auch in Torun seien die Geisteswissenschaften in der Altstadt angesiedelt, während die Naturwissenschaften in einem modernen Campus konzentriert sind. „Ich lebe also zweimal in Heidelberg: Einmal in Polen, einmal in Deutschland.“

Gabriel A. Neumann

 


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Heidelberg, den 2. Januar 2006