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   ALUMNI REVUE - FEBRUAR 2004
       

    
    
 

Alma Mater


Geist und Politik

Das Universitätsmuseum ehrt Alfred Weber in einer Ausstellung

Alfred Weber ist bekannt als Begründer der Kultursoziologie, als Geschichtsphilosoph und als universale Geistesgröße. Das Institut für Sozial- und Staatswissenschaften der Universität Heidelberg trägt seinen Namen. Von 1907 bis zum Ende der Weimarer Republik sowie in den Jahren des Neuanfangs nach dem Dritten Reich prägte er die Ruperto Carola. Eine Ausstellung im Universitätsmuseum erinnert nun an den Wissenschaftler.

"Jede Universität hat ihre Heiligen", meinte Prorektor Angelos Chaniotis in seinem Grußwort auf der Ausstellungseröffnung, "es gehört zu den Pflichten einer Universität, von Zeit zu Zeit an diese Vorbilder zu erinnern." Den Heiligenstand hätte Alfred Weber als Wissenschaftler und Liberaler wohl selbst weit von sich gewiesen. Doch die Vita Webers liest sich tatsächlich eindrucksvoll: 1907 an die Universität Heidelberg gekommen, begründete er hier die industrielle Standortlehre, die Kultursoziologie, welche die Universalgeschichte soziologisch interpretiert, und schaffte gemeinsam mit seinem Bruder Max Weber die Grundlagen der modernen empirischen Betriebssoziologie.

Als Wissenschaftler verfasste er in der Weimarer Republik grundlegende Arbeiten zur politischen Theorie. Besonders nach 1945 war er ein viel diskutierter Autor wegen seiner Konzeption eines "Dritten Weges" zwischen kapitalistischer Marktwirtschaft und Sozialismus.

Dem wissenschaftlichen Engagement stand ein politisches zur Seite: 1918 war er erster Vorsitzender der Deutschen Demokratischen Partei, unterstützte in der Weimarer wie in der Bonner Republik demokratische Kräfte, setzte sich nach 1945 für die Demokratisierung, Entnazifizierung und Wiedervereinigung Deutschlands ein.

Eberhard Demm vom Historischen Seminar der Universität Heidelberg, Weber-Biograph und einer der Herausgeber der Gesamtausgabe von Alfred Webers Schriften, wählte deshalb einen Titel für seine Ausstellung, der auf die Vielseitigkeit Webers eingeht: "Geist und Politik. Der Heidelberger Gelehr tenpolitiker Alfred Weber (1868-1958)". Die Betonung des "Geistes" anstelle der Wissenschaft war Demm dabei wichtig: "Alfred Weber war einer der letzten Gelehrten mit universalem Anspruch", betonte Demm in der Eröffnungsrede. "Mit seinem demokratischen Engagement verkörperte Weber eine Kontinuität der demokratischen Bewegung vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik", fasst Demm das Anliegen der Ausstellung zusammen.

Für die Ausstellung wählte der Historiker Materialien aus dem Heidelberger Universitätsarchiv aus, aber auch aus Einrichtungen wie dem Heidelberger Alfred-Weber-Institut und dem Stadtarchiv. Sie zeigen auch Seiten Webers, die durch das Lesen seiner Schriften nicht entdeckt werden können: So sein für die Zeit ungewöhnlich enges Verhältnis zu seinen Studenten, darunter Erich Fromm, Norbert Elias oder Karl Mannheim. Auch Webers Protest gegenüber der Gleichschaltung der Universität Heidelberg im Nationalsozialismus und die darauf folgende Zeit der inneren Emigration bis 1945, als Weber seiner politischen Gesinnung wegen sein Lehrstuhl entzogen wurde, ist thematisiert. Die verschiedenen Ausstellungsteile ergänzen sich gut - allerdings bleiben viele Fragen offen, wenn man nicht den Katalog für acht Euro erwirbt: Hier sind Kommentare enthalten, ohne die viele der seltenen Text- und Bilddokumente schwer einzuordnen sind.

Die Ausstellung ist noch bis zum 31. März geöffnet.

Gabriel A. Neumann

 


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Heidelberg, den 12. Februar 2004