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   ALUMNI REVUE - DEZEMBER 1999
       

    
    
 

Alma Mater


Zu Forschung und Lehre (an)gestiftet

Detlef Junker zurück in Heidelberg - Curt-Engelhorn-Stiftungsprofessur für amerikanische Geschichte

Der Historiker Detlef Junker ist es gewohnt, seinen Blick aus unterschiedlichen Perspektiven auf die Dinge zu richten. Als Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Washington in den letzten fünf Jahren war es der Blick ins Zentrum der Weltmach Nr. 1. Seit seiner Rückkehr ans Historische Seminar in Heidelberg indes bietet sich ihm des öfteren die Gelegenheit, seine Universität von ganz oben zu betrachten: vom Dachgeschoß der Villa Poensgen hoch über den Dächern der Altstadt. Hier ist der USA-Spezialist mit seiner Gattin vorläufig einquartiert, "bis wir in unser Haus zurückkehren."

Erster Lehrstuhl im Land

Zurückgekehrt an die Universität ist Detlef Junker als erster Inhaber eines Lehrstuhls für amerikanische Geschichte. Möglich wurde diese Professur durch eine Stiftung von Curt C. Engelhorn. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Pharmakonzerns Boehringer Mannheim und Ehrensenator der Universität Heidelberg stellte 1,5 Millionen Mark für die Dauer von zehn Jahren zur Verfügung. Danach übernimmt das Land die Finanzierung. Die "Curt-Engelhorn-Stiftungsprofessur für amerikanische Geschichte" ist der erste Lehrstuhl für dieses Fach in Baden-Württemberg überhaupt. Angesichts der überragenden Einflusses der USA auf die deutsche Geschichte und Politik in diesem Jahrhundert ist auffällig, wie wenig sich die hiesige Forschung mit der Weltmacht jenseits des Atlantiks befasst. "Allein im US-Bundesstaat North Carolina gibt es mehr Lehrstühle für deutsche Geschichte als in ganz Deutschland für amerikanische Geschichte", so Detlef Junker.

Bei der Stiftungsfeier in der vollbesetzten Aula der Alten Universität freute sich denn auch der Heidelberger Rektor Jürgen Siebke, dass "damit eine Lücke in Forschung und Lehre geschlossen wird." Und der Direktor des Historischen Seminars, Prof. Volker Sellin, sprach von einem zukünftigen "Zentrum für amerikanische Geschichte", mit dem sich die Universität Heidelberg in der historischen Forschung deutlich profiliere.

Erfahrung und Engagement

Beim Aufbau dieses Zentrums kommt dem neuen Lehrstuhlinhaber sein reichhaltiger Erfahrungsschatz aus fast dreißig Jahren Forschungstätigkeit zugute. Mit seiner Habilitationsschrift "Der unteilbare Weltmarkt" (1974) über die Weltwirtschaftskrise und die Politik des US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt hatte er erstmals sein Forschungsinteresse an der Weltmacht USA dokumentiert. Seitdem hat er sich als Autor und Herausgeber in zahlreichen Veröffentlichungen intensiv mit der amerikanischen Geschichte beschäftigt. 1975 kam der gebürtige Quickborner als Professor für Neuere Geschichte ans Historische Seminar in Heidelberg, wo er fast zwanzig Jahre lehrte und forschte. 1994 wurde er dann als Direktor an das Deutsche Historische Institut in Washington berufen - das "Schaufenster" der deutschen Geschichtswissenschaft in den USA. "Wir haben vier bis fünf internationale Konferenzen im Jahr veranstaltet", berichtet Junker. "Ich hatte in den fünf Jahren Kontakt zu über tausend amerikanischen und deutschen Historikern." Das aktuelle Projekt des 60-jährigen Wissenschaftlers: Er ist Herausgeber eines monumentalen, zweihändigen Handbuchs mit dem Titel "Deutschland und die USA im Zeitalter des Kalten Krieges", das rund 150 Beiträge umfasst. "Ein schönes Stück Arbeit", so Junker, "denn die Redaktion muß bis Ende März 2000 abgeschlossen sein."

Neben der Erfahrung beeindruckt auch sein Engagement für das Fach. In Heidelberg baute Detlef Junker quasi "nebenbei" eine Bibliothek für US-Geschichte auf - die "Schurman-Bibliothek", benannt nach Jacob Gould Schurman, Botschafter der Vereinigten Staaten von 1925 bis 1929 und Alumnus der Ruperto Carola. Durch eine beispiellose Spendenaktion in den USA hatte Schurman in den zwanziger Jahren mehr als eine halbe Million Dollar für seine Alma mater gesammelt, um den Bau der Neuen Universität und der Seminargebäude zu finanzieren.

Ihm zu Ehren wurde zur 600-Jahr-Feier der Ruperto Carola 1986 eine Bibliothek für amerikanische Geschichte eingerichtet und später der "Verein zur Förderung der Schurman-Bibliothek" gegründet.

"Der Verein hat unter der aktiven Leitung von Rolf Kentner, dem Direktor der Baden-Württembergischen Bank in Mannheim, mit seinem Engagement der amerikanischen Geschichte an der Universität Heidelberg einen enormen Auftrieb gegeben", bilanziert der Historiker. Neben dem stetigen Aufbau der Bibliothek, die heute rund 6.000 Bände umfasst, rief die Vereinigung zwei Promotionsstipendien und einen Wissenschaftspreis ins Leben. Seine beharrliche Arbeit für die amerikanische Geschichte krönte der Verein schließlich jetzt durch die Stiftungsprofessur seines Mitglieds Curt Engelhorn.

Forschung und Förderung

Um das Zentrum für amerikanische Geschichte weiter auszubauen, hat Detlef Junker mehrere Ziele angepeilt. Neben diversen Forschungsprojekten liegt ihm die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses am Herzen. "Wir planen ein Austauschprojekt mit guten US-Universitäten." Außerdem wird der mit 10.000 Mark dotierte Schurman-Wissenschaftspreis für US-Geschichte im nächsten Jahr erneut vergeben. "Ein zentrales Ziel meiner Arbeit ist es, die Kenntnis für die amerikanische Sicht der Dinge zu fördern", so der Hochschullehrer, "denn nur wenn man diese Nation wirklich kennt, kann man auch entscheiden, ob man ihre Denkweise ablehnt oder annimmt."

Nach fünf Jahren Washington freut sich Detlef Junker, jetzt wieder in Heidelberg vor Studierenden am Pult zu stehen. "Ich bin beeindruckt von der Leistungsbereitschaft und den Leistungen", und er fügt hinzu: "Diesen Kontakt habe ich sehr vermisst." Und was genießt er nach der Rückkehr aus den USA besonders? Mit einem Lächeln gesteht er: "Endlich mal wieder richtigen Sauerbraten zu essen!"

Peter Saueressig

 


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Heidelberg, den 14. Juli 2003