Alma Mater
Wissenschaftsförderung in der Sandkiste
25 neue Ganztagesplätze für Kinder von Nachwuchswissenschaftlern
Das schönste Bauprojekt von allen war die mächtige Sandburg. Wenigstens fanden das die beiden kleinen Kerle in der Sandkiste, die sich nicht von den Großen um sie herum stören ließen. Die hoben ihre Gläser auf die Einweihung des neuen Kinderhauses der Universität. Ende August wurde die Einrichtung im Neuenheimer Feld nach zweijähriger Vorbereitung eröffnet. 25 weitere Kinder können nun ganztägig betreut werden.
Eines davon ist der kleine Jonah, der Sohn von Alexandra Nietes. Die junge Wissenschaftlerin, die im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) als Postdoc in der Nachwuchsgruppe "Klinische Epidemiologie" arbeitet, freut sich über das Angebot: "Es gab eine lange Warteliste," meint sie, "es war großes Glück, diesen Platz für Jonah zu bekommen." Schon seit dem vierten Schwangerschaftsmonat hätten Sie und ihr Partner eine vergleichbare Betreuungsmöglichkeit gesucht - vergebens. "Bis jetzt haben wir die Betreuung mit einer Tagesmutter organisiert, und ich habe Jonah ins DKFZ mitgenommen." Für Alexandra Nietes alles andere als die Ideallösung: Eine Ganztagsbetreuung könne das nicht ersetzen.
Vor allem junge Eltern, die an der Universität forschen und arbeiten, sind auf Möglichkeiten angewiesen, ihre Kinder zeitlich flexibel betreuen zu lassen. Teilzeitarbeit ist im wissenschaftlichen Alltag mit Labortätigkeiten oder häufigen Teamsitzungen schwer einzurichten, zudem wird von Nachwuchswissenschaftlern oft auch erwartet, abends oder am Wochenende zu arbeiten. So sind Krippenplätze, die nur eine halbtägige Betreuung anbieten, für Universitätsangehörige mit Kindern keine Alternative - um so mehr, wenn es sich um Kleinkinder handelt. Zudem sind freie Plätze rar und private Krippen teuer. Die Universität hat erkannt, dass dies auch zum Nachteil für die Hochschule wird, wie Prorektor Joachim Tröger erklärt: "Gerade in den naturwissenschaftlichen Fächern verliert man schon nach wenigen Monaten Auszeit den sprichwörtlichen Faden. Die Universität verliert jedes Jahr junge Frauen mit hoffnungsvollen Karrierechancen, die durch Geburt und Mutterschaft aus der wissenschaftlichen Laufbahn herausgestoßen werden." Durch eine Umfrage im Jahr 2003 war das Rektorat der Universität auf den hohen Bedarf an Krippenplätzen aufmerksam geworden.
Die Entscheidung für den Standort fiel leicht: In dem Gebäude am Klausenpfad, gelegen inmitten von studentischen Wohnheimen im Campus des Neuenheimer Felds, betreibt das Studentenwerk schon seit Jahren einen Kindergarten für die Zöglinge Studierender. Ein Garten mit großer Sandkiste lädt zum Spielen ein, und die Bushaltestelle ist gleich um die Ecke. Von diesen idealen Bedingungen profitieren durch den Umbau des ersten Stocks jetzt noch mehr Eltern - aus der Kinderkrippe wurde ein Kinderhaus.
Die Finanzierung steht auf vielen Füßen. Die Universität nutzte eine neue Regelung, die ihr seit 2003 gestattet, eigene Gelder für Projekte wie dieses einzusetzen. Daneben beteiligte sich die Tschira-Stiftung als privater Sponsor, die Heidelberger Volksbank überreichte anlässlich der Eröffnung eine großzügige Spende, und die Stadt Heidelberg half mit öffentlichen Zuschüssen. "Tausend Kindergartenplätze werden in Heidelberg noch benötigt", meinte Raban von der Mahlsburg, der erste Bürgermeister, in seiner Eröffnungsrede. Im Vergleich zu dieser Zahl scheinen 25 Plätze nicht besonders ins Gewicht zu fallen. Doch Prorektor Tröger sieht in dem Kinderhaus ein Zeichen, dass sich die Universitätsstadt Heidelberg mit vereinten Kräften um bessere Rahmenbedingungen für Familien mit Kindern bemüht: "Wir sehen das Kinderhaus als wichtigen Schritt - aber eben nur als einen Schritt von vielen an."
Gabriel A. Neumann
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