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   ALUMNI REVUE - WINTER 2006/2007
       

    
    
 

Alma Mater


Bachelor macht mobil

Das erhoffen sich jedenfalls die Initiatoren des Bologna-Prozesses

Der Ort war klug gewählt. In Bologna, wo sich Europas älteste Universität, gewissermaßen die kontinentale Urzelle aller Hochschulen befindet, unterzeichneten im Juni 1999 die Bildungsminister Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens sowie Italiens eine Erklärung, deren Umsetzung die Harmonisierung des europäischen Hochschulwesens bringen soll. Die Auswirkungen sind auch an der Universität Heidelberg zu spüren.

Hier wird gerade intensiv an neuen Studiengängen gearbeitet. Denn verknüpft ist der Bologna-Prozess in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem mit der kompletten Umstellung der Studienstruktur. Die bisherigen Magister- und Diplom-Studiengänge sollen nämlich durch das zweistufige System Bachelor/Master (BA/MA) ersetzt werden. Fast alle europäischen Staaten sowie einige Anrainerstaaten machen mit, erklärt Ulrich Battige, Bologna-Beauftragter der Ruperto Carola. Bis 2010 will man es geschafft haben. Dann winkt ein gemeinsamer, kompatibler Hochschulmarkt. "Es soll weltweit der beste werden", ergänzt Battige.

Der ehrgeizige Zeitplan an der Universität Heidelberg sieht eine solch flächendeckende Umstellung sogar schon bis zum Wintersemester 2007/2008 vor. Und auch wenn bislang nur wenige BA-Studiengänge gestartet sind - darunter beispielsweise im Oktober der vielversprechende Studiengang "Politische Ökonomik" - sieht im Moment alles danach aus, dass dieses Vorhaben auch erreicht wird. Mit dem Bachelor erwerben Studierende bereits früher als bisher einen ersten berufsqualifizierenden Abschluss (nämlich in drei Jahren), zugleich haben sie die Möglichkeit, durch einen Masterstudiengang ihre wissenschaftliche Ausbildung fortzusetzen. Noch mobiler sollen die jungen Akademiker dann sein. Als Garanten für die internationale Vergleichbarkeit werden die Modularisierung des Studiums genannt oder auch die Bewertung nach Leistungspunkten (Credit Points) mit Hilfe des "European Credit Transfer System" (ECTS), das beispielsweise auch den Lern-, Vor- oder Nachbereitungsaufwand einer Lehreinheit berücksichtigt.

Und was passiert mit dem guten alten Staatsexamen? Für das Lehramtsstudium ist in Baden-Württemberg ebenfalls die Umstellung auf das neue Studiensystem verabredet. Details sind jedoch noch nicht bekannt, sollen aber Anfang nächsten Jahres vorliegen. Anders liegt die Sache im Bereich Rechtswissenschaften. Hier hat die Große Koalition in Berlin beschlossen, es (vorerst) beim Alten zu belassen. Und auch im Bereich Medizin gibt es Widerstände gegen die Einführung des BA/MA-Systems. Prof. Dr. Franz Resch, Studiendekan der Medizinischen Fakultät Heidelberg, ist vor allem die Forderung nach einem berufsqualifizierenden Bachelor-Abschluss ein Dorn im Auge. Einen praktizierenden Arzt, der lediglich dieses sechs bis acht Semester umfassende Studium vorzuweisen hat, kann er sich jedenfalls nicht vorstellen.

Studium light?

Eine solche Kritik an einem befürchteten "Studium light" ist weit verbreitet. Für Heidelberg konstatiert Ulrich Battige jedoch, dass der allergrößte Teil der Bolognaskeptischen Wissenschaftler an die Umstellung inzwischen pragmatisch herangehe. Das Rektorat hat zudem die Leitlinie ausgegeben, dass es möglichst wenig zentrale Vorgaben geben und den einzelnen Fächern möglichst viele Freiheiten gewährt werden sollen. Abgesehen davon entdecken manche erst jetzt aber auch die großen Möglichkeiten und die Vorteile, die das neue Studiensystem bietet - so beispielsweise bei der Etablierung interdisziplinärer Studiengänge.

Der Bologna-Prozess wird die Hochschullandschaft verändern wie wohl kein anderes Reformprojekt zuvor. "Umbruchzeiten bringen es mit sich, dass eine größere Unruhe herrscht als in normalen Zeiten", schreibt Prof. Dr. Silke Leopold, Prorektorin für Lehre an der Ruperto Carola, in einem Beitrag für den "Unispiegel". Sie wünscht sich, dass der Übergang von dem alten auf das neue Studiensystem sich "geräuschlos" vollziehe. Wichtig sei jetzt, "in der Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden Erfahrungen zu sammeln und wo nötig nachzusteuern". Das sieht auch Ulrich Battige so. Wie groß die Veränderungen tatsächlich sein werden, davon hätten viele in der Universität noch keine rechte Vorstellung, sagt er. In einem Jahrzehnt etwa wird man es wissen - sowohl an Deutschlands ältester wie an Europas ältester Universität. Ein Wechsel zwischen diesen beiden Studienorten - also Heidelberg und Bologna - soll dann noch problemloser funktionieren als heute. Daran will die Erklärung von 1999 gemessen werden.

Oliver Fink

 


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Heidelberg, den 19. Februar 2006