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   ALUMNI REVUE - WINTER 2006/2007
       

    
    
 

Heidelberger Splitter


Theater geschlossen - Vorhang auf

So hatte sich Intendant Peter Spuhler seine zweite Amtszeit nicht vorgestellt

"Ja", bestätigt Peter Spuhler: "Das ist der Alptraum eines jeden Intendanten". Mitte Oktober war die Nachricht wie eine Bombe eingeschlagen: Das Heidelberger Theater müsse aufgrund erheblicher Sicherheitsmängel geschlossen werden - Gutachter hatten dem Bau in der Heidelberger Altstadt einen beträchtlichen Sanierungsbedarf bescheinigt. Dass nicht alles in Ordnung sei, wusste man. Dass es aber so plötzlich zu einer so drastischen Maßnahme kommen würde, hätten selbst größte Pessimisten nicht für möglich gehalten. Die Betriebsgenehmigung galt immerhin noch bis 2008.

Seitdem, so paradox das klingt, ist das Theater allerdings in aller Munde. Mit großem Elan zeigten Spuhler und seine Mitarbeiter, wie man aus der Not eine Tugend macht - und, dass die Heidelberger Bühne trotz ihres maroden Körpers im Geist weiterhin höchst lebendig ist. Alternative Spielstätten wurden ausgekundschaftet - die Premiere von 'Madama Butterfly' beispielsweise fand kurzerhand in der Peterskirche statt - sowie eine groß angelegte Spendenaktion gestartet, an der sich sogar der berühmte Operntenor José Carreras spontan beteiligte.

Durchaus zum Tragen kamen jetzt die Erfahrungen, die Peter Spuhler vor seiner Heidelberger Zeit in Stendhal und Tübingen gesammelt hatte. Denn bei den dortigen Bühnen handelt es sich um Landestheater, fast die Hälfte der Vorstellungen laufen dort im Abstecher-Betrieb, müssen also in Mehrzweckhallen oder Schulgebäuden der Region präsentiert werden. Nach dem Studium am renommierten Max-Reinhardt-Seminar in Wien hatte der gebürtige Berliner Anfang der 1990er Jahre zunächst in der österreichischen Theatermetropole gewirkt, ehe es ihn nach Ostdeutschland verschlug. Nach einem Gastspiel in Tübingen wechselte er schließlich 2005 als Intendant nach Heidelberg. Über den baulich schlechten Zustand des Hauses hatte ihn, so erklärt er, niemand informiert.

Die erste Spielzeit am Neckar war ein großer Erfolg. Wie Peter Spuhler nicht ohne Stolz berichtet, konnte er die Auslastungszahlen um 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigern. Das hängt auch mit einem Schwerpunkt des rührigen Intendanten zusammen, nämlich der Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen. "Ich sehe darin die Chance, die Institution Theater für die nächste Generation zu retten", sagt er und erläutert, dass man bei der Gestaltung des Spielplans auch ganz bewusst die Unterrichtslektüre an den Schulen ins Visier nehme. Eine Verjüngung schwebt ihm aber auch im künstlerischen Bereich vor. Mit dem 26-jährigen Cornelius Meister, der zeitgleich mit Peter Spuhler an den Neckar kam, verfügt Heidelberg über den jüngsten Generalmusikdirektor Deutschlands. Seine Bühne sieht Spuhler vor allem als "Sprungbretttheater". Zahlreiche Nominierungen und Auszeichnungen in diesem Jahr zeigen, dass dem Nachwuchs hier eine hervorragende Plattform geboten wird. Innovativ und modern soll das Dreispartenhaus sein, zugleich möchte der Intendant es aber auch einem breiteren Publikum öffnen.

In den letzten Wochen ging es freilich erst einmal darum, die Pforten überhaupt wieder aufzubekommen. Beim Betrachten des Engagements unter dem Motto "Aktion Weiterspielen", beschlich einen manchmal das Gefühl, dass bei allem Ernst der Lage doch auch große Euphorie im Gange ist, man mit geradezu improvisatorischer Lust der Krisensituation trotzt. Trügt dieser Eindruck? "Jein", sagt Peter Spuhler: "Tatsächlich passieren hier außergewöhnliche Dinge, wenn etwa die Premiere der ‚Madama Butterfly‘ ohne vorherige Proben plötzlich in einem Kirchenraum über die Bühne geht und das auch gelingt. Dennoch muss man aufpassen. Das kann man vielleicht einen Monat lang machen. Wenn es dann aber nicht zumindest einen Lichtstreif am Horizont gibt, dann fällt man in ein noch tieferes Loch. Wir haben unser Zeichen gegeben, jetzt brauchen wir eine Perspektive." Und die gab es kurz vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe: Pünktlich zum Weihnachtsfest soll das Heidelberger Theater wieder geöffnet sein, zumindest teilweise.

Oliver Fink

 


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Heidelberg, den 19. Februar 2006