Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Heidelberger Splitter

Vorbild für Naturschutz

Heidelberg ist "Bundeshauptstadt im Naturschutz 2007", "Deutscher Umweltpreis" für ehemalige Oberbürgermeisterin

 

Wie mäht man einen steilen Hang auf eine ebenso bequeme wie umweltschonende Art? Man lässt mähen: von Schafen. Immer wieder stehen die vierbeinigen Wollknäuel unter den Bögen der Scheffelterrasse am Heidelberger Schloss und sorgen für die pittoreske Pflege der städtischen Grünfläche - zur Freude der Touristen und gut sichtbar von der gesamten Altstadt aus. Viele andere der Heidelberger Umweltschutzprojekte sind weniger auffällig: Trockenmauern, in denen sich seltene Eidechsen verstecken, ein Netz aus Biotopen, das vom Aussterben bedrohten Tieren und Pflanzen wichtigen Lebensraum bietet, oder auch ein kleines Wasserkraftwerk, das, integriert in eine der Staustufen im Neckar, der Stadt Strom liefert - unsichtbar, ohne die Umwelt mit Kohlendioxid oder Lärm zu belasten. Dies sind nur einige Beispiele aus einer langen Liste.

 

Wegen der Vielfalt dieser Initiativen fiel der Name der Stadt im Oktober gleich zweimal im Zusammenhang mit bedeutenden deutschen Umweltschutzpreisen: Die Stadt am Neckar ist "Bundeshauptstadt im Naturschutz 2007". So lautet die Auszeichnung, mit der die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) Heidelberg zur Siegerin der Städte über 100000 Einwohner kürte. Nur wenige Tage vor der festlichen Übergabe des Preises in Berlin an die Heidelberger Delegation, angeführt von Oberbürgermeister Eckart Würzner, erhielt dessen Vorgängerin Beate Weber für ihr Lebenswerk im Bereich Naturschutz in Aachen den Deutschen Umweltpreis.

 

Während ihrer Amtszeit von 1990 bis 2006 habe Beate Weber "Maßstäbe im kommunalen Umweltschutz gesetzt," sagte Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, in seiner Laudatio. Bereits 1996/1997 war Heidelberg wegen dieser Vorreiterrolle zur "Bundeshauptstadt für Natur- und Umweltschutz" ernannt worden.

 

Die Auszeichnung Heidelbergs zur Bundeshauptstadt im Naturschutz nahm Oberbürgermeister Würzner zum Anlass, seine Bereitschaft, an das Engagement der letzten Jahre anzuknüpfen, zu bekräftigen: "Wir sind Naturschutzvorbild für ganz Deutschland und darauf sind wir stolz. Die Auszeichnung bestätigt uns in unserer bisherigen Arbeit und ist uns Ansporn, unsere konsequente und erfolgreiche Naturschutzpolitik fortzuführen."

 

Den Wettbewerb entschied Heidelberg für sich, erklärte Axel Welge vom deutschen Städtetag in der Laudatio, weil es "in allen Themenfeldern, die im Rahmen des Wettbewerbs angefragt wurden, deutlich über dem Durchschnitt liegt." Insgesamt 114 Städte hatten sich an dem Wettbewerb beteiligt - und in seiner Klasse lässt Heidelberg mit der Auszeichnung Städte wie Freiburg, Stuttgart, Berlin oder Münster hinter sich. In den drei Größenkategorien für kleinere Städte wurden Rastatt, Wernigerode, Wettenberg und Nettersheim geehrt. Es seien nicht einzelne spezielle Maßnahmen, die den Erfolg Heidelbergs begründen, sondern das breite Spektrum der Aktivitäten, erklärte Welge. Oberbürgermeister Würzner führt die hohe Bandbreite der Maßnahmen auf die gute Zusammenarbeit von Stadtverwaltung, Vereinen und anderen Initiativen sowie den Bürgern zurück: "Ein besonderer Dank gilt hier insbesondere den Natur- und Umweltschutzverbänden und Gruppen in Heidelberg, die sich seit Jahren ehrenamtlich für einen aktiven Naturschutz engagieren", meint Würzner.

 

Rüdiger Becker vom städtischen Umweltamt sieht in dem Preis eine starke Unterstützung für seine Arbeit. "Wir versuchen, gemeinsam mit den Initiativen der Stadt an einem Strang zu ziehen", erklärt er - mit seinen fünf Stellen könnte das Amt die Aufgabe alleine auch gar nicht bewältigen. Für die Zukunft sieht Becker besonders im Bereich der Umweltschutzbildung Handlungsbedarf. Ein Beispiel, dass bereits Vorreiterfunktion hat, sei dabei die Veranstaltungsreihe "natur aktiv", mit der sich die Stadt besonders an Kinder und Jugendliche richtet. Als städtisches Naturschutzvorbild werde es leichter, so Becker, möglichst viele Menschen zu erreichen.

 

Das Projekt der DUH "Bundeshauptstadt im Naturschutz" wird vom Bundesamt für Naturschutz gefördert und aus Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit unterstützt. Schirmherr ist Bundesumweltminister Sigmar Gabriel, acht weitere Organisationen unterstützen den Wettbewerb, darunter der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Deutsche Städtetag und der Naturschutzbund Deutschland (NABU).

 

Gabriel A. Neumann

 

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Stand: 6. Januar 2008
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