Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Alumni Spotlight

Subhoranjan Dasgupta, Indien

Eine Verbindung zwischen Kalkutta und Heidelberg

 

Subhoranjan Dasgupta kommt gerne nach Heidelberg: Im nächsten Jahr wird es dreißig Jahre her sein, dass er zum ersten Mal in die Stadt am Neckar reiste, und seitdem besucht der Professor für Literatur und Sozialwissenschaften die Stadt immer wieder. "Heidelberg hat diesen unglaublichen Charme", erklärt Professor Dr. Dasgupta seine enge Verbindung zu der Universitätsstadt, "kaum war ich hier angekommen, schon war ich Teil dieser wissenschaftlichen und literarischen Welt." Als wir im Hof der Neuen Universität unter dem Hexenturm stehen, erinnert er sich, wie er von seiner Unterkunft in der Altstadt die Seminare und Institutsbibliotheken in der Nähe für sich eroberte: "Das lag alles in Laufweite - und nach den Vorlesungen sprach ich häufig noch mit den Professoren."

Die erste Verbindung zu Deutschland entstand auf journalistischer Ebene: Nachdem er sein Studium in Kalkutta abgeschlossen hatte, arbeitete er für die Deutsche Welle in Köln von 1975 bis 1978. Danach war er ein Doktorand an der Abteilung für Moderne Indologie des Heidelberger Südasieninstituts. Er verbrachte sechs Jahre in Heidelberg: Er selbst spricht von dieser Phase als "fruchtbarer und unvergesslicher Zeit".

 

Heute ist Subhoranjan Dasgupta Professor des "Institute of Development Studies Kolkata" (IDSK). Gleich eine ganze Liste von Forschungsschwerpunkten zählt der Wissenschaftler auf: Darunter Literatursoziologie mit einem Schwerpunkt auf die Frankfurter Schule und marxistische Ästhetik - eine Monographie zu dem Werk des bengalischen Autors Akhtaruzzaman Elias gehört zu seiner Veröffentlichungsliste. Aber Dasgupta beschäftigt sich auch mit Themen wie "Gender narratives" zur Teilung Indiens oder soziokulturellen Studien zu Entwicklungen als Folge der Globalisierung. "Mit der Globalisierung muss sich jeder Geistes- und Sozialwissenschaftler befassen, da dies nicht nur Fragen der Finanz berührt, sondern auch einen umfassenden Eingriff in unser tägliches Leben bedeutet", erklärt Dasgupta. Durch eine Zusammenarbeit mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin arbeitet er seit 2004 an einem Projekt zu dem Verhältnis von Frauen und Medien in Indien - gesehen im Kontext der Globalisierung. Darüber hinaus befasse er sich, so Professor Dasgupta, seit Jahren mit dem Werk von Günter Grass. Als Ergebnis dieses wissenschaftlichen Interesses für die moderne deutsche Literatur erschien sein Buch über Grass' Kreativität und Politik "Kolkata Revisits Grass-Interviews and Essays".

 

Schon seit seiner Zeit an der Ruperto Carola befasst sich der Wissenschaftler bei seinen Forschungen nicht nur mit der Indologie. "Damals entdeckte ich im Vorlesungsverzeichnis jedes Mal viele Veranstaltungen, die mich interessierten. Der Besuch der verschiedenen Abteilungen war eine umfassende geistige Bereicherung."

Bis heute besuche der indische Forscher ein oder zweimal im Jahr Freunde und Bekannte in Heidelberg - und kommt natürlich auch, um wissenschaftliche Kontakte aufzufrischen. Auch mit Wissenschaftlern, die in Projekte der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) eingebunden sind, hat er Verbindung. "Die Gründung des DFG-Büros in Delhi war ein sehr positiver Schritt", meint Dasgupta. Ende letzten Jahres wurde in Neu-Delhi das vierte Auslandsbüro neben Beijing, Washington und Moskau eröffnet. "Das beweist die Bedeutung der indisch-deutschen wissenschaftlichen Zusammenarbeit". Subhoranjan Dasgupta ist ein lebendiges Beispiel für diese Kooperation.

 

Gabriel A. Neumann

 

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Stand: 6. Januar 2008
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Nr. 19 / Winter 2007/2008
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