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   ALUMNI REVUE - JULI 1997
       

    
    
 

Titel


Kurz und knapp

Die Rechtschreibreform

Die bis heute gültige Rechtschreibung stammt aus der Wilhelminischen Ära: auf der 2. Orthographischen Konferenz in Berlin 1901 beschlossen, 1902 als Regelwerk für Deutschland, Österreich und die Schweiz amtlich geworden. Damit war erstmals eine einheitliche Rechtschreibung für das ganze deutsche Sprachgebiet erreicht. Schon bald klagte man über zu komplizierte Regeln, reformiert wurde jedoch nicht. Erst die "Gemeinsame Erklärung zur Neuregelung der deutschen Sprache" vom 1. Juli 1996 löste das Regelwerk aus Kaisers Zeiten ab.

Ende März 1997 konstituierte sich am Institut für deutsche Sprache (IDS) in Mannheim die zwischenstaatliche "Kommission für die deutsche Rechtschreibung". Diesem zwölfköpfigen Gremium gehören sechs deutsche und je drei Wissenschaftler aus der Schweiz und aus Österreich an. Es soll dafür Sorge tragen, daß die einheitliche Rechtschreibung im deutschen Sprachraum gewahrt bleibt. Außerdem soll die Kommission die Einführung der neuen Regeln begleiten, Zweifelsfälle klären und künftige Sprachentwicklungen beobachten. Verbindlich ist die Rechtschreibreform nur für Schulen und Behörden. In den Schulen kann schon seit dem Schuljahr 1996/97 nach den neuen Regeln unterrichtet werden - ab August 1998 gelten sie obligatorisch.

Die Reform von A bis F:

A Laut-Buchstaben-Zuordnungen

Hier gilt das Stammprinzip, das heißt, in einer Wortfamilie wird, wenn möglich, in allen Wörtern der Wortstamm gleich geschrieben. Für die Umlautschreibung zum Beispiel bedeutet das: Statt belemmert schreibt man belämmert (zu Lamm), und der Stengel wird zum Stängel (zu Stange). Nach kurzem Vokal wird der Konsonantenbuchstabe verdoppelt: der Stukkateur heißt jetzt Stuckateur (zu Stuck), und auch ein Tollpatsch (zu toll kann nummerieren (zu Nummer). Ebenfalls nach kurzem Vokal wird ss statt ß geschrieben, also Kuss statt Kuß und dass statt der Konjunktion daß. Nach langem Vokal indes bleibt der typisch deutsche Buchstabe erhalten (Maß, Muße, Straße etc.). Das Stammprinzip gilt auch für Zusammensetzungen, so daß Zäheit jetzt Zähheit und Roheit jetzt Rohheu (zu roh) geschrieben wird. Besonders umstritten war die Fremdwortschreibung. Allen Unkenrufen zum Trotz schreibt man aber auch nach der Reform Philosophie nicht mit zwei f.

B. Getrennt- und Zusammenschreibung

Bislang gab es hierfür keine generelle Regel. Hier und bei der Groß- und Kleinschreibung (siehe D) lagen auch einige der berüchtigten Stolpersteine. Als Faustregel gilt: im Normalfall getrennt schreiben. Man kann also jetzt sowohl Auto fahren als auch Rad fahren (vorher: Auto fahren und radfahren).

C. Schreibung mit Bindestrich

Das Ziel dieser Regel ist die Übersichtlichkeit. Ein 3tonner LKW wird jetzt zum 3-Tonnen der zugehörige Fahrer ist nicht mehr 25jährig, sondern 25-jährig.

D. Groß und Kleinschreibung

Wer kennt sie nicht, die "Fallen" der Rechtschreibung? Warum man in bezug auf klein, mit Bezug auf aber groß schreiben soll, ist zu Recht kritisiert worden. Denn schließlich dient die Großschreibung im Deutschen im Gegensatz zu allen anderen Sprachen auch zur Markierung einer Wortart: der Substantive. Deshalb werden sie in der Regel groß geschrieben. Nur noch in Verbindung mit den Verben sein, bleiben und werden schreibt man Hauptwörter klein. Also: ich bin bange, bleibe gram und werde pleite sein. Das vertrauliche Du wird jetzt zum intimen du, die Höflichkeitsrede Sie bleibt hingegen weiterhin groß.

E. Zeichensetzung

Hier lag ebenfalls eine große Fehlerquelle. Der Schreibende hat jetzt mehr Freiheit. Zum Beispiel müssen durch und/oder verbundene Hauptsätze nicht mehr durch ein Komma getrennt werden.

F. Worttrennung am Zeilenende

"Trenne nie st, denn es tut ihm weh." Das mußten sich Generationen von Schülern merken. Jetzt nicht mehr. Die Wes-te und der Kas-ten werden ebenso getrennt wie bisher schon die Wes-pe und die Kas-ko-Versicherung. Auch die alten kk-Zeiten bei der Trennung von Zucker sind vorbei: Es heißt Zuc-ker statt Zuk-ker, lec-ken statt lek-ken. Und die bislang untrennbaren Wörter Ufer und Ofen, quasi die "Primzahlen der Sprache", dürfen zweiteilig werden (U-fer, O-fen).

Peter Saueressig

Anm. der Redaktion: Diese Ausgabe der Revue ist (noch) nicht nach den neuen Rechtschreibregeln verfaßt.

Übrigens: Wer sich für den vollständigen Text der Reform interessiert, kann die Zusammenfassung mit allen Beispielen auf der Homepage des Instituts für deutsche Sprache (IDS) abrufen:

https://www.ids-mannheim.de.

 


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Heidelberg, den 23. Mai 2003