Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Titel

Heidelberger Perspektive

Detlef Junker, Gründungsdirektor des Heidelberg Center for American Studies

 

ISpezialisierte Studiengänge, interdisziplinäre Forschung und Forum für den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit: Das Heidelberg Center for American Studies (HCA) ist seit fünf Jahren der Mittelpunkt der akademischen Auseinandersetzung mit den USA an der Ruperto Carola. Professoren aus sechs Fakultäten beteiligen sich dort an Forschung und Lehre.

 

Professor Junker, warum entstand gerade in Heidelberg ein interdisziplinäres Zentrum für Amerikastudien?

Da gibt es mehrere Gründe. Erstens hat Heidelberg eine Amerika-Tradition. Das beginnt im 19. Jahrhundert mit der Immatrikulation amerikanischer Studenten und geht weiter mit dem Bau der Neuen Universität nach dem Ersten Weltkrieg. Aber auch meine eigene Lebensgeschichte spielte eine Rolle: Ich habe die Schurman-Bibliothek für amerikanische Geschichte aufgebaut. Dann kam als nächstes der Lehrstuhl für amerikanische Geschichte hinzu, der jetzt von Manfred Berg hervorragend besetzt ist.

 

Warum wählten Sie die interdisziplinäre Ausrichtung?

Um das Forschungsfeld Amerika in seiner ganzen Breite zu erfassen und um ein adäquates Verständnis von Amerika zu gewinnen, muss man viele Fächer einbeziehen. Traditionell waren Amerikastudien konzentriert um Geschichte, Literatur, Film und so weiter. Die Vision einer multidisziplinären Einrichtung mit potenziell zehn Fächern wollte ich verwirklichen, auch wenn ihre Erfüllung einige fast revolutionäre Schritte notwendig machte. Wie der Erfolg zeigt, war es wohl eine gute Idee.

 

Wie finanziert sich das HCA?

Das ist eine dieser kleinen Revolutionen: Natürlich sind wir eine zentrale universitäre Einrichtung, aber zugleich auch ein Public Private Partnership. Neben unseren Förderern unterstützen uns zwei Stiftungen. In New York sind das die "Friends of the Heidelberg Center for American Studies", außerdem die Heidelberger Schurman-Stiftung. Darüber hinaus unterstützt uns jetzt auch die Angel Foundation unseres bedeutendsten Förderers Curt Engelhorn, eines Ehrensenators unserer Universität.

 

Welche Alumni-Aktivitäten betreibt das HCA?

Unser Alumni-Netz wächst langsam, aber stetig. Wir stehen da noch am Anfang: So viele Absolventenjahrgänge gibt es ja noch nicht. Zwei Jahrestreffen haben wir bereits veranstaltet, und wir werden den Ausbau unserer Alumni-Betreuung weiter verfolgen.

 

Half der Name Heidelberg und seine Verbindung zu Amerika bei der Institutsgründung?

Zweifellos. "Heidelberg" hat sowohl in wissenschaftlicher Hinsicht wie aus romantischen Gründen einen besonderen Klang. Wenn man den Namen Heidelberg ausspricht, öffnen sich die Türen fast von selbst.

 

Was ist es, was den Unterschied ausmacht?

In Bezug auf die Universität ist es der wissenschaftliche Ruf, den sich die Ruperto Carola seit Beginn des 19. Jahrhunderts erworben hat. Im weiteren Sinne ist es der Charme der Stadt, auch verbreitet durch die Operette "Student Prince", die ja weltweit immer noch unglaublich bekannt ist ...

 

... vor allem in den USA ...

... und diese Attraktivität Heidelbergs in den Vereinigten Staaten spiegelt sich auch in vielen Bewerbungsschreiben wieder, in denen die Tradition unserer Universität explizit als Grund für das Interesse an Heidelberg genannt wird. Man muss mit den Pfunden wuchern, die man vor Ort hat.

 

Im MAS-Studiengang gibt es verhältnismäßig viele Studierende aus den USA. Nur aus Bewunderung für die Universitätsstadt?

Zwei Gründe spielen da eine Rolle: Zum einen ökonomische ...

 

... weil der Studiengang im Vergleich zu amerikanischen Verhältnissen günstig ist?

Ja, natürlich! - zum anderen, weil die Bewerber erkennen, welche Bedeutung unsere Maxime "Inside knowledge with an outside perspective" hat. Ich selbst habe während meiner acht Jahre, die ich in den USA verbrachte, unglaublich viel über Deutschland gelernt. Ähnliche Vorteile bietet auch Deutschland als Standort des HCA, um etwas über Amerika zu erfahren.

 

Das funktioniert nur in Heidelberg?

Hier werden unsere amerikanischen Studenten mit einem ganz anderen Alltag konfrontiert: mit dem Alltag außerhalb und während der Veranstaltungen. In unseren Kursen sitzen sie neben Kommilitonen aus Mittel- und Osteuropa, Asien und Lateinamerika. Allein dadurch werden die Teilnehmer mit sehr unterschiedlichen Perspektiven auf die USA konfrontiert. Das ist ihre Grunderfahrung, man kann sagen: ihr Bildungserlebnis. Zugleich erwarten wir, dass alle Studierenden, gleich, mit welchem Hintergrund sie zu uns kommen, bereit sind, aus ihrer eigenen Perspektive herauszutreten und die Vereinigten Staaten aus ihren eigenen Voraussetzungen zu verstehen.

 

Interview: Gabriel A. Neumann

 

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Fragen oder Anregungen zu diesen Seiten: Philippe Bayer
Stand: 10. Juli 2008
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