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   ALUMNI REVUE - DEZEMBER 1999
       

    
    
 

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Weiterbildung - lernen für die Zukunft

"Non scholae, sed vitae discimus" - dieser lateinische Leitspruch hat Schüler beim Lernen seit Jahrtausenden begleitet. Denn das erworbene Wissen sollte einem nicht in der Schule, sondern im Leben nützen. In den letzten Jahren lässt sich dieser Satz zunehmend in "non modo in Schola, sed etiam in vita discimus" abwandeln: Denn nicht nur in Schule und Universität, sondern auch danach, im weiteren Berufsleben, lernen wir ständig dazu, müssen wir uns in einer sich rasant verändernden Welt immer wieder weiterbilden. "Lebenslanges Lernen" ist der zentrale Begriff dieser Entwicklung. Die Universitäten sind zur Weiterbildung verpflichtet - allein schon durch das Universitätsgesetz, das diesen Bereich neben Forschung und Lehre zu den Hauptaufgaben der Hochschulen zählt. Und sie werden diesem Auftrag zunehmend gerecht: Insgesamt rund 1.400 "weiterführende Studienangebote an den Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland" dokumentiert die Hochschulrektorenkonferenz in ihrem gleichnamigen, gerade neu erschienenen Handbuch. Wie sehen diese Angebote an der Universität Heidelberg aus? Welche traditionellen und welche neuen Wege geht die Ruperto Carola hier? Welche Möglichkeiten zur Weiterbildung bietet sie ihren Studierenden, Ehemaligen und anderen Interessierten? Und auf welchem Weg lässt sich das stetig wachsende Wissen sinnvoll in Gesellschaft und Wirtschaft transferieren?

Aus der Fülle des Angebots

Wer sich an der Ruperto Carola einmal umschaut, registriert eine Fülle von Weiterbildungsmöglichkeiten. Die Palette an den einzelnen Instituten und Seminaren reicht dabei vom eintägigen Kurs bis hin zur mehrjährigen Fachausbildung. Wer zum Beispiel mit seinem Latein noch nicht am Ende ist und seine Kenntnisse über das "non scholae..."-Motto hinaus verbessern will, hat dazu die Chance am Seminar für Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit-mit einem Colloquium Latinum in lateinischer Sprache. Die Juristen bieten eine Ausbildung in Wirtschafts- und Steuerrecht für Rechtsreferendare an, die Wirtschaftswissenschaftler Umweltökonomie für Nichtökonomen. Für Theologen und Sozialwissenschaftler gibt es einen Aufbaustudiengang Diakoniewissenschaft. Besonders groß ist das Angebot bei den Medizinern. Das Klinikum Mannheim, Teil der Heidelberger medizinischen Fakultät, scheint hier besonders aktiv: Bei einer Umfrage des Akademischen Auslandsamts zur Weiterbildung an der Universität kamen von den Ärzten aus der Quadratestadt mit Abstand die meisten Antworten, mit Angeboten vom "Kinderchirurgischen Montag" bis zum spezialisierten Postgraduiertenkurs "Gallenwegserkrankungen". Das Institut für klinische Chemie bietet eine Weiterbildung zum Facharzt für Laboratoriumsmedizin oder zum Klinischen Chemiker an. Gegen das Schnarchen hält die HNO-Klinik einen "Schlafapnoe-Kurs" bereit - für Ärzte, die ihren Patienten bei dieser und anderen Schlafstörungen helfen. Und für die Hautklinik berichtet Direktor Prof. Ernst G. Jung: "Wir bieten kontiniuerlich Fort- und Weiterbildungen für Ärzte und Hautärzte an, an denen ausländische Stipendiaten und Gastwissenschaftler teilnehmen - zur Zeit sind zwei Mediziner aus Griechenland und Saudi-Arabien bei uns."

Interdisziplinär und international

Vorstandsvorsitzender der Akademie für Weiterbildung (AfW) ist der Heidelberger Rektor Prof. Jürgen Siebke, Stellvertreter ist sein Mannheimer Kollege Prof. Peter Frankenberg. Beide Hochschulen steuern Angebote zur Weiterbildung bei. Und dieses Angebot wird offensichtlich gut angenommen. "Im Jahr 1998 wurden 42 Seminare erfolgreich durchgeführt", zog Jürgen Siebke kürzlich zufrieden Bilanz. "In diesem Jahr hatten wir weit über 1.000 Teilnehmer", ergänzt Dr. Anke Bender, Geschäftsführerin der AfW. Für die promovierte Biologin und Heidelberger Alumna ist die Zielrichtung ihrer Arbeit klar definiert: "Das Schlüsselwort für eine zukunftsorientierte Weiterbildung ist 'interdisziplinär`." Sie nennt ein Beispiel: "Für Juristen und Psychologen sehr interessant ist der Kurs Mediation." Unter Mediation versteht man ganz allgemein die Vermittlung zwischen streitenden Parteien - von der Ehescheidung bis zu Konflikten im beruflichen Umfeld. In mehreren Kursabschnitten lernen die Teilnehmer, als Vermittler in Interessenskonflikten und Trennungssituationen erfolgreich aufzutreten. Die ausgebildeten "Mediatoren" erhalten ein Zertifikat der Universität Heidelberg. Entwickelt wurde der Kurs von Prof. Reiner Bastine (Psychologisches Institut) und der Heidelberger Rechtsanwältin Lis Ripke. Als Dozenten konnte die Akademie für Weiterbildung den international renommierten New Yorker Rechtsanwalt und Hochschullehrer Jack Himmelstein gewinnen. Tagungsort ist das Hotel Molkenkur direkt über dem Schloss. "Die Qualität des Kurses hat sich schnell herumgesprochen", freut sich Dr. Anke Bender. "Aufgrund der hohen Nachfrage konnten wir jetzt einen zusätzlichen Mediationskurs einrichten."

Um sich einen größeren Interessentenkreis zu erschließen, geht die AfW auch aktiv an die Öffentlichkeit. "Ich habe zum Beispiel auf dem Biotechnica-Kongress einen Vortrag über unsere Arbeit gehalten", berichtet Dr. Birgit Stadler, die als Koordinatorin der Universität Heidelberg an der AfW arbeitet. Die Chemikerin und Heidelberger Alumna wirbt aber auch innerhalb der Universität: Ich will an den Fakultäten das Bewusstsein für fachliche Weiterbildung wecken." So entstehen viele Kurse in Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern der einzelnen Institute.

Auf Erfolgskurs(e) gebracht

Mittlerweile bietet die AfW eine Reihe von Weiterbildungsprogrammen an, die in Deutschland einzigartig sind: zum Beispiel den Aufbaustudiengang Bioinformatik. Er verknüpft molekularbiologische Fragestellungen mit computergestützter Datenverarbeitung. Der erste Kurs wird im Februar 2000 starten. Als Biologin weiß Anke Bender: "Dieser Bereich kann das Gesundheitswesen revolutionieren, denn mit dieser Schlüsseltechnologie werden Biologen künftig Medikamente am Computer entwickeln können." Oder die postgraduelle Ausbildung Medizinische Biometrie, die sich an Mediziner sowie an Statistiker und Mathematiker richtet. "Hier begegnen sich zwei völlig unterschiedliche Mentalitäten", berichtet die Geschäftsführerin. "Mediziner und Mathematiker lernen in dieser Ausbildung auch, sich gegenseitig zu verstehen und zu respektieren." Der Erfolg gibt dem Konzept recht: "1998 hatten wir 13 Ausbildungskurse in Medizinischer Biometrie, die alle fast ausgebucht waren" - hier scheint ein Kurs auf dem besten Weg zum Klassiker zu sein.

Studium Generale: generell für alle Generationen

Ein ganz anderer "Klassiker" der Ruperto Carola ist der akademischen Tradition verpflichtet. Fast zwanzig Jahre schon läuft diese erfolgreiche Veranstaltung jedes Semester in den Hörsälen der Neuen Universität. Ihr ebenso einfaches wie wirkungsvolles Prinzip: ein etwa einstündiger Vortrag, an den sich eine Diskussion anschließt. Die Rede ist vom Studium Generale. Gastdozenten und Dozenten der Universität Heidelberg halten Vorträge zu einem bestimmten Rahmenthema. "Wir wollen damit die Universität in ihrer ganzen thematischen Breite und Vielfalt darstellen", erläutert Dr. Heiner Must, der für die abwechslungsreiche Vortragsreihe zuständige Koordinator. So standen in den letzten Jahren so unterschiedliche Rahmenthemen wie "Sterben und Tod", "Wertepluralismus" , "Sucht" oder wie im letzten Sommersemester "Europa und Europabilder" auf dem Programm. "Die Idee des Studium Generale kam nach dem Zweiten Weltkrieg auf", erzählt Heiner Must. "Es sollte neben der Festigung des demokratischen Wertesystems auch der persönlichen Weiterbildung und der Bildung dienen. Dieser Aufgabe ist das Studium Generale bis heute treu geblieben." Im Publikum finden sich interessierte Heidelberger, aber öfter auch ausländische Studierende oder Gastwissenschaftler, wie der Koordinator mit Freude festgestellt hat. Immer mit dabei ist die "Akademie für Ältere", in der Heidelberger Bürgerinnen und Bürger über sechzig Jahre sich organisiert haben. "Diese sehr engagierte Organisation fragt immer als erste nach dem neuen Programm und den Terminen", so Heiner Must. Zahlreiche Mitglieder nehmen auch als Gasthörer an Vorlesungen und Seminaren der verschiedener Fächer teil - ganz im Sinne des lebenslangen Lernens. "Ich habe mich schon immer für die babylonische Kultur interessiert", so eine Teilnehmerin, die regelmäßig die Vorlesungen des Assyriologen und Leibniz-Preisträgers Prof. Stefan Maul besucht. "Jetzt finde ich endlich Zeit dafür." Durch die Gasthörergebühren unterstützen die älteren Kommilitonen die Universität auch finanziell und demonstrieren damit, dass sie bereit sind, sich ihre Weiterbildung auch etwas kosten zu lassen.

Weiterbildung im Studium: Vorbereitung für den Berufsalltag

"Was an Weiterbildung direkt zum Studium gehört, ist kostenlos, Berufsvorbereitungskurse kosten leider Geld", erklärt Dr. Raban von der Malsburg, Direktor des Zentrums für Studienberatung und Weiterbildung (ZSW) der Universität Heidelberg. Als zentrale universitäre Einrichtung ist das ZSW direkt dem Rektorat zugeordnet. Die Weiterbildung für Studierende liegt Raban von der Malsburg am Herzen. "Wir haben Personalchefs in der Industrie gefragt, wo sie die Defizite bei unseren Absolventen sehen." Das Ergebnis: Das Fachwissen wird meist als sehr gut eingestuft, bei den sogenannten "Schlüsselkompetenzen" hingegen schneiden die Absolventen schlecht ab. "Das sind zum einen persönliche Fähigkeiten wie Teamfähigkeit oder Organisationstalent, zum anderen aber auch praktisches Zusatzwissen wie betriebswirtschaftliche oder gesellschaftsrechtliche Kenntnisse." Ein Ausbildungsprogramm "Berufsvorbereitung" mit acht Bausteinen vom Bewerbungstraining bis zum Zeitmanagement soll hier Abhilfe schaffen. Als Dozenten stehen erfahrene Praktiker aus der Wirtschaft zur Verfügung. "Wir bieten das Programm im Vergleich zum freien Markt zu sehr niedrigen Preisen an, die für manche leider dennoch zu hoch sind", räumt von der Malsburg ein. "Zur Zeit suchen wir nach Sponsoren, damit wir die Tarife halbieren können." Wertvoll für den Einstieg ins Berufsleben sind die vermittelten Inhalte allemal. Zusätzlich erhalten die Absolventen ein Zertifikat der Universität Heidelberg.

"Der Anteil an ausländischen Studierenden an unseren Kursen ist recht hoch", notiert der Direktor, "sie sind offenbar zielstrebiger als ihre deutschen Kollegen."

Mit neuen Medien weiterbilden

Was für ausländische Studierende während des Studiums problemlos funktioniert, wird nach dem Examen schwierig: Denn Absolventen, die Deutschland nach Studienende verlassen haben - und dies sind allein in den letzten zwei Jahrzehnten über 30.000 - können nicht jedes Wochenende zu einem berufsbegleitenden Kurs nach Heidelberg kommen. Es gibt zwar auch Blockkurse, aber viele Kurse laufen über einen längeren Zeitraum berufsbegleitend.

Doch mit neuen Medien wie zum Beispiel dem Internet lassen sich diese Defizite in der Zukunft beheben. Für den Bereich Medizin hat die Universität Heidelberg gemeinsam mit anderen badenwürttembergischen Universitäten ein Pilotprojekt gestartet, das den Alumni in aller Welt zugute kommen wird: "Alumni.med.Live". Die Koordination liegt bei Heidelberg Alumni International.

Vor kurzem ging die erste Präsentation auf dem deutsch-syrischen Ärztekongress in Damaskus erfolgreich über die Bühne (siehe "Alumni in aller Welt"). Priv.-Doz. Dr. Friedrich Kallinowski von CBT-Labor der Chirurgischen Universitätsklinik stellte das neue Programm im Hörsaal der Universität Damaskus den Alumni aus den Ländern des Nahen Ostens vor.

Im Unterschied zu bereits bestehenden medizinischen Datenbanken kann sich "Alumni.med.Live" auf das ständig aktualisierte Know-how der deutschen Medizin stützen - durch die virtuelle Fakultät unter der Leitung des Heidelberger Chirurgen Prof. Christian Herfarth, der schon jetzt nahezu 200 Mediziner aus ganz Deutschland verpflichten konnte. Und über die "Alumni.med.Live"-Konferenzen vor Ort kann die Universität auch die Kontakte zu Absolventen und Studenten der jeweiligen Regionen pflegen und über die Möglichkeiten von Aus- und Weiterbildung informieren.

Genauso wichtig: Bei den Treffen werden die besonderen Wünsche der Alumni deutlich. So nutzte Friedrich Kallinowski in Damaskus die Gelegenheit zu einer umfassenden Information über die Besonderheiten der deutschen Facharztausbildung. "Eine gelungene Ergänzung zu unserer Informationsveranstaltung über das Studium in Deutschland", resümiert Albrecht Bayer von Heidelberg Alumni International. Und der unermüdliche "Motor" des Absolventennetzwerks denkt noch einen Schritt weiter: "Dieses Programm kann Vorbild sein für die Weiterbildung in anderen Fachbereichen. Wenn sich die Technik bewährt, lassen sich über das Medium Internet auch andere Inhalte transferieren."

Personen und Produkte: Wissen für die Wirtschaft

Für den Transfer von der Wissenschaft zur Wirtschaft ist Dr. Jörg Kraus zuständig, seit knapp einem Jahr der neue "Technologie-Transferbeauftragte" der Ruperto Carola. Hinter diesem Wortungetüm verbirgt sich ein Aufgabenfeld, das Personen und Produkte in ein Netzwerk einbettet. "Ich versuche alle Schnittstellen und Kontaktmöglichkeiten zu koordinieren, die zwischen der Universität und Externen existieren", umreißt der Beauftragte seine Tätigkeit. Die Stelle wurde von der Universität neu eingerichtet - ein Hinweis auf die Bedeutung dieses Wissenstransfers. Gleich zu Beginn machte der promovierte Kulturwissenschaftler "Nägel mit Köpfen": Er nahm für die Universität erfolgreich an einer Ausschreibung des baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums unter dem Titel "Akquisitionszentren" teil. Mit diesem Programm fördert das Land den Technologietransfer. "Maximal fünf Zentren pro Universität waren möglich, wir haben drei erhalten die meisten im Land." Die drei Zentren verteilen sich auf die Geowissenschaft, die Biowissenschaften und das Interdisziplinäre Institut für Wissenschaftliches Rechnen (IWR). "Diese Zentren arbeiten autonom und betreiben quasi 'Marketing` für ihre Fachbereiche", so Jörg Kraus. Seine Aufgabe hingegen ist es, die Grundlage für neue Strukturen zu schaffen, in denen die Universität vom Wissen, das sie schafft, auch profitiert, zum Beispiel mit der Verwertung von Patenten und Neuentwicklungen. Die Produktpalette des Technologietransfers reicht von der Grundlagenforschung bis zur Software oder zum Antikörper. Zu den Personen zählen neben internen Wissenschaftlern mit Außenkontakten besonders auch Alumni, die in der Wirtschaft tätig sind. "Sie können helfen, das Bewusstsein für die Vielzahl der universitären Produkte zu schärfen", hofft der Transferbeauftragte. "Denn die Alumni verstehen beide Sprachen: die der Wissenschaft und die der Wirtschaft."

Peter Saueressig

 


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Heidelberg, den 14. Juli 2003