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   ALUMNI REVUE - DEZEMBER 2005
       

    
    
 

Titel


Koordination durch Kommunikation

Anliegen und Arbeitsweise von BIOMS, einer der wichtigsten Life-Science-Einrichtungen

„Wir können alles. Außer Hochdeutsch“. Mit dieser nicht unwitzigen Imagekampagne stellt das Land Baden-Württemberg seit einiger Zeit in kurzen Filmspots außergewöhnliche und verdienstvolle Persönlichkeiten vor – unter Wahrung ihrer ureigenen Identität, verkörpert durch ihren Dialekt. Zu seinen Aushängeschildern zählt Baden-Württemberg selbstverständlich auch seine fleißigen Wissenschaftler – ob nun Dialektsprecher oder nicht – und rühmt sich, sie nach allen Kräften zu fördern. So hat das Land sich im vergangenen Jahr auch in ein neues Forschungszentrum mit eingebracht, das unter anderem von der in Heidelberg ansässigen Klaus Tschira Stiftung mit 2,5 Millionen Euro gefördert wird – mit beteiligt sind außerdem die Ruprecht-Karls-Universität, das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), das European Molecular Biology Laboratory (EMBL) sowie das Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung. Und folgt man Dr. Ursula Kummer von EML Research, die für ihr Institut dieses Projekt zusammen mit Professor Willi Jäger vom Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen (IWR) der Universität koordiniert, so sprechen die beteiligten Forscher ebenfalls kein Hochdeutsch (natürlich nur im übertragenen Sinne), sondern eine Art Sprachmix.

„Forschung in silico“ heißt die Zauberformel und steht für das erste deutsche Zentrum für Modellierung und Simulation in den Biowissenschaften (BIOMS). Im neuen Zentrum nun werden Modellierung und Computersimulationen zur Erforschung biologischer Prozesse eingesetzt. Dank dieser Methoden können komplexe Phänomene dann nicht mehr nur „in vivo“ (also am lebenden Organismus) oder „in vitro“ (im Reagenzglas), sondern eben auch verstärkt „in silico“ (mit Hilfe von Computerprogrammen) erforscht werden. Aus dem Bereich der Wettervorhersage oder beim Testen des Crashverhaltens von Autos kennt man solche Computer-Modelle bereits, die Biologen fangen jetzt erst an, solche Werkzeuge für sich zu entdecken.

Den Sprachmix muss man sich folgendermaßen vorstellen: Da treffen Biowissenschaftler auf Mathematiker und Physiker und sollen gemeinsam etwas aufbauen. „Das aber funktioniert zunächst einmal nicht“, erklärt Ursula Kummer, „da beide unterschiedliche Sprachen sprechen. Man braucht schon den jeweils anderen Hintergrund.“ Und da es einen entsprechenden Ausbildungsgang nicht gibt, hat man es hier mit sehr individuellen Forscherbiographien zu tun: Physiker beispielsweise, die sich nach ihrer Doktorarbeit der Biowissenschaft genähert haben, oder umgekehrt. Oder wie bei Ursula Kummer, die gleich beides – Biochemie und Physik – studiert hat. Damit vereinigt sie ja wohl auf ideale Weise die notwendigen Voraussetzungen in einer Person? „Na ja“, lacht sie, „ich versuche es zumindest. Ich spreche vieles. Auch Hochdeutsch.“

Auch wenn die Inhalte im Vordergrund stehen, so ist doch die Förderung hoch qualifizierter junger Wissenschaftler ein weiteres wichtiges Anliegen von BIOMS. Seit Beginn dieses Jahres haben drei Arbeitsgruppen ihre Forschungen aufgenommen – sie verfügen alljährlich über einen stattlichen Etat von je rund 250?000 Euro, der Förderungszeitraum erstreckt sich auf zunächst fünf Jahre. Zudem ermöglicht ein Postdoktorandenprogramm zusätzlich die Arbeit von jährlich etwa zehn Wissenschaftlern. Natürlich handelt es sich bei den einzelnen Projekten – etwa wenn es um das Verhalten von Zellen geht – um Grundlagenforschung. Spätere Anwendungsmöglichkeiten, etwa in Form von medizinischen Implikationen, sind, so Kummer, gewiss nicht auszuschließen, man habe sie auch durchaus im Blick, sie gehörten jedoch nicht zum eigentlichen Forschungsauftrag. Wohl aber zu einem EU-Projekt, an dem Kummer ebenfalls beteiligt ist. Dort geht es tatsächlich ganz konkret darum, mit Hilfe von Computersimulationen neue Medikamente zu entwickeln.

Wer glaubt, dass es sich bei BIOMS um eine rein virtuelle Spielerei ohne Realitätsbezug handelt, sieht sich getäuscht: Nach erfolgter Simulation und Modellierung am Computer sollen die gewonnenen Erkenntnisse dann selbstverständlich mittels Labor-Experimenten in der Wirklichkeit empirisch überprüft werden. So schließt sich der Kreis. Angesiedelt sind die drei Wissenschaftler-Teams übrigens derzeit noch am DKFZ, am EMBL sowie am IWR. Doch nach Fertigstellung des Bio­quant-Gebäudes im kommenden Jahr sollen auch sie dort ein neues Domizil erhalten und vom Dialog profitieren. „Diese enge Vernetzung mit allen biowissenschaftlichen Forschungseinheiten vor Ort ist schon etwas Besonderes“, freut sich Ursula Kummer. Und trotz des zu erwartenden Stimmengewirrs – die Wissenschaftler werden sich, so ist sie sich sicher, blendend verstehen, auch sprachlich.

Oliver Fink

 


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Heidelberg, den 2. Januar 2006